Oder: Snapchat 2: Jetzt erst recht!
BeReal hat für mich denselben Vibe, den mir damals Snapchat gegeben hat. In meinem Freund:innenkreis waren die Fotos über Snapchat auch eher ungefiltert, es wurde nichts extra in Szene gesetzt, und für fortwährende Kommunikation haben wir den Dienst auch nur selten genutzt. Wenn ich heute BeReal öffne, sehe ich dieselben Freunde von früher, die ich damals bei Snapchat gesehen habe, und sie zeigen mir die gleichen Inhalte, die sie mir damals gezeigt haben. Trotzdem wirkt die App neu und aufregend. Die ersten Personen aus meiner Bubble, die BeReal genutzt haben, waren wie Pioniere, die auf den coolen neuen Trend aufgesprungen sind. Ähnlich wie bei Clubhouse damals. Erinnert ihr euch noch an Clubhouse?
Als ich darüber nachgedacht habe, fing ich an, mich zu fragen: Wie läuft das jetzt bei BeReal? Wird sich das Medium etablieren? Werden Unternehmens-Accounts eine Rolle spielen? Wenn ja, wie? Oder wird die App nach einem kurzen Hype wieder aussterben – zu einer vorübergehenden Attraktion der 2020er werden? Ich habe mich ein bisschen umgehört und versuche, diesen Fragen auf den Grund zu gehen.
Die Beliebtheit von BeReal
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben sollten: BeReal ist ein neues soziales Medium, auf dem ihr mit Bildern kommuniziert. Jeden Tag werden alle User:innen weltweit einmal benachrichtigt und aufgefordert, ein Foto zu senden. Ein verspäteter Upload wird gekennzeichnet. Daher kommt auch der Name der App: Ihr werdet dazu angehalten, möglichst ungefilterten Content zu teilen und “real” zu sein.
Im Vergleich zu den Deutschen sind BeReal Nutzer:innen in den USA trendbewusster. In beiden Ländern lässt sich ein starker Anstieg im Suchvolumen nach dem Begriff “BeReal” wahrnehmen, in Deutschland ist das allerdings später passiert. Außerdem interessant ist, dass der Hype in den USA schon wieder rückläufig ist. Diese Tendenz lässt sich aktuell in Deutschland nur im Ansatz erkennen. Hierzulande wird der Trend also noch ein wenig andauern. In den nächsten Monaten wird das Interesse an der App aber vermutlich auch hier sinken, vergleichbar mit den Zahlen in den USA. Mein persönliche Einschätzung ist, dass BeReal – vergleichbar mit Snapchat – etwas in den Hintergrund rücken wird, aber nicht so extrem aus dem öffentlichen Auge verschwindet wie beispielsweise Clubhouse. Snapchat und BeReal ähneln sich auch in folgendem Aspekt: Beide haben starke Konkurrenz. Kurz nachdem BeReal Fuß gefasst hat, ist TikTok mit TikTok Now hinterhergezogen. Da hinter diesem Giganten ein wahnsinniges Budget steht, ist es denkbar, dass TikTok den Konkurrenzkampf durch pure Ressourcenhoheit für sich entscheidet. Dennoch: Ob BeReal bleibt oder nicht, steht noch in den Sternen.
Die Unternehmenspräsenz auf BeReal
Bisher sind kaum Unternehmens-Accounts auf BeReal zu finden. Sicherlich macht es das Konzept der App nicht einfach, Business-Content zu erstellen. Zusätzlich ist das Teilen kommerzieller Inhalte von BeReal selbst gar nicht vorgesehen. In den Terms and Conditions werden kommerzielle Inhalte tatsächlich untersagt1. Trotzdem gab es schon einzelne Präzedenzfälle. Adidas hat beispielsweise den Account @lilutzilit mit Produkten ausgestattet, die vom Content Creator täglich beim Training in seinen BeReal Postings gezeigt wurden2. Durch die ungefilterte Produktion von Inhalten sinkt natürlich die Distanz zwischen Creator:innen und User:innen – so hat sich Adidas eine authentische Kommunikation aus der Kampagne versprochen.
Eine Marke, die sehr präsent auf BeReal agiert, ist die amerikanische Fast-Food-Kette Chipotle. Über Accounts von Mitarbeiter:innen werden Promotion-Codes geteilt oder Werbebanner fotografiert3 4. Wie ihr in der verlinkten Quelle sehen könnt, ist der Content hierbei der Plattform angepasst. Sehr real, nicht sehr fake! Das ist gerade auf BeReal wichtig. Es wäre schließlich kontraproduktiv, die einzige nicht-authentische Kommunikation der Plattform zu führen.
Fazit
Solltet ihr BeReal für euer Unternehmen als Medium der Außenkommunikation nutzen? Das kommt darauf an, was ihr für eine Kampagne plant. Dadurch, dass kommerzielle Inhalte nicht auf der Plattform erlaubt sind, ist es schwierig, traditionelle Werbeinhalte zu posten. In einem See aus “realer” Kommunikation sticht ein “nicht-realer” Beitrag natürlich ungünstig heraus. Um es zu visualisieren: Ein kommerzieller Instagram-Beitrag, der zum Beispiel ein gefiltertes, geplantes Arbeitsergebnis zeigt, macht auf BeReal keinen Sinn.
Eine Kampagne, ähnlich wie sie von Adidas durchgeführt wurde, ist dafür möglich und bietet mit Blick auf die Authentizität durchaus Vorteile. BeReal ermutigt einen Blick hinter die Kulissen. Dadurch könnt ihr eine etwaige Distanz zu eurer Zielgruppe eliminieren.
BeReal ist insofern anders als andere soziale Medien, als dass Kommunikation ihren Weg zurück in ursprüngliche Gefilde findet – ungefiltert, face-to-face. Eine gute Möglichkeit, um Nachrichten subtiler und authentischer an die Zielgruppe zu bringen!
- https://bere.al/en/terms
- https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6979038895711608832/?updateEntityUrn=urn%3Ali%3Afs_feedUpdate%3A%28V2%2Curn%3Ali%3Aactivity%3A6979038895711608832%29
- https://www.inputmag.com/culture/bereal-brands-social-media-chipotle-sour-patch-kids-elf
- https://www.tiktok.com/@ali.afnan/video/7158471018682567941?_r=1&_t=8WoGvzmJ8WU&is_from_webapp=v1&item_id=7158471018682567941
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